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Lokale Wärmewende im Rems-Murr-Kreis

30.07.2023

Kommunale Wärmeplanung ist derzeit in aller Munde. In Baden-Württemberg verpflichtet das Klimaschutzgesetz von 2021 alle Stadtkreise und Großen Kreisstädte bis Ende des Jahres zu liefern. Erste Ergebnisse liegen nun vor. Wie dieser Prozess der kommunalen Wärmeplanung genau abläuft und was die Gemeinden mit den Ergebnissen machen, dazu lud die Energieagentur Rems-Murr gGmbH Vertreter*innen der Landkreiskommunen in die Geschäftsstelle nach Waiblingen ein. Etwa die Hälfte der Kommunen nahmen teil.

Die Veranstaltung mit drei Fachreferaten brachte rund 25 Teilnehmer*innen aus Bau- und Bürgermeisterämtern, Klimaschutzreferaten und Stadtwerken im Rems-Murr-Kreis zusammen. „Kommunale Wärmeplanung ist ein Stück weit eine Suche nach Krumen“, fasste es Moderator Josef Broll von der Energieagentur zusammen. So steht am Anfang eines jeden Wärmeplanes eine aufwendige Suche nach Bestandsdaten. Für eine Stadt wie Schorndorf dauerte diese Phase fast fünf Monate. „Daten kommen von Stadtwerken, Energieversorgern, Schornsteinfegern und auch durch Befragungen von Unternehmen“, so der Schorndorfer Klimaschutzmanager Nikolai Licata. Im Rems-Murr-Kreis sind die sechs großen Kreisstädte Backnang, Fellbach, Schorndorf, Waiblingen, Winnenden und Weinstadt zur Erstellung eines kommunalen Wärmeplans verpflichtet. Die Veranstaltung machte aber auch die Problemlage für kleinere Gemeinden deutlich. Dort fehle es nämlich nicht nur an Fachpersonal; ohne eigene Stadtwerke bzw. ohne Gas- oder Fernwärmeversorgung sei auch die Erhebung von verlässlichen Daten sehr arbeitsintensiv. Für diese kleineren Kommunen ist zwar derzeit ein kommunaler Wärmeplan noch nicht verpflichtend, aber auch durchaus sinnvoll. Er wird zudem über ein großzügiges Förderprogramm des Landes unterstützt.

Industrielle Abwärme nutzen

Auf die Bestandsanalyse folgt die Potenzialanalyse mit der Suche nach regenerativen Wärmeversorgungsmöglichkeiten: „Wir haben dabei nach nutzbaren, lokal verorteten Wärmequellen gesucht. Dafür kommen grundsätzlich Geothermie, Oberflächengewässer, Biomasse, Solarenergie, Abwasserwärme oder auch die Abwärme von Gewerbe und Industrie in Frage“, so der Schorndorfer Klimaschutzmanager. Ob die Unternehmen ihr Abwärme-Potenzial immer richtig einschätzen, sei fragwürdig. Im Schorndorfer erneuerbaren Wärmemix für die Zukunft machten sie gerade einmal ein Prozent aus. „Oft wissen vermutlich diejenigen, die die Umfrage ausfüllen, gar nicht um die Potenziale im eigenen Haus. Hier kann die Expertise einer Energieagentur weiterhelfen, die Unternehmen seit vielen Jahren zu Energieeffizienz und Einsparungen berät“, so Jürgen Menzel, Geschäftsführer der Energieagentur Rems-Murr. Gleichzeitig sei aber zu berücksichtigen, dass Unternehmen meist in kürzeren Zeiträumen denken. Bei Wärmenetzen, die auf 40 bis 50 Jahren ausgelegt seien, sollten keine Abhängigkeiten von einzelnen Betrieben geschaffen werden.

Sind die Daten bestimmt, Potenziale analysiert und mit städtebaulichen Berichten und Planungen abgeglichen, muss die Kommune daraus eine möglichst klimaneutrale Wärmeversorgungsstruktur ableiten und konkrete Maßnahmen festlegen. Zu den Maßnahmen gehören häufig, dass Sanierungsgebiete bestimmt, PV-Freiflächenanlagen geplant, Tiefengeothermie-Projekte geprüft oder auch ein lokales Wärmenetz in ausgewiesenen Eignungsgebieten aufgebaut wird. Zudem gilt es, über Gebäudesanierungspläne den Energiebedarf insgesamt zu senken. Das Zielszenario in Schorndorf sieht beispielsweise eine Absenkung des Wärmebedarfs bis 2035 um 35 Prozent vor.

Mindestens fünf Maßnahmen müssen in den nächsten Jahren begonnen werden – wofür es natürlich auch Beschlüsse des jeweiligen Gemeinderates und Budget braucht.

Für Klimaneutralität, Preisstabilität und Versorgungssicherheit

Die Veranstaltung „Kommunale Wärmeplanung – konkret“ zeigte die komplexen Anforderungen an Daten, Kompetenz und passende Instrumente. Mindestens ein Jahr sollte für die operative Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung kalkuliert werden, so die Einschätzung eines anwesenden Planungsexperten. Oder länger. In Schorndorf hat es fast 18 Monate gedauert, bis die Wärmeplanung abgeschlossen war. Doch es lohnt sich. Denn die kommunale Wärmeplanung leistet zukünftig einen wichtigen Baustein zur notwendigen Klimaneutralität, aber auch zu Preisstabilität und Versorgungssicherheit – also, dass auch im Winter die Wohnungen der Bürgerinnen und Bürger warm bleiben.

Lokale Wärmewende im Rems-Murr-Kreis